Sonntag Morgen, der mystische Morgen, der Morgen, an dem man völlig ohne jegliche Schuldgefühle liegen bleiben und sich noch mal umdrehen kann…
Oder aber man steht um Viertel vor Fünf uhr auf, zwingt eine Tasse Kaffee runter und packt die Fotoausrüstung.
Beide Optionen sind großartig – aber nur bei einer gibt es als Belohnung diese großartigen Aufnahmen im goldenen Morgenlicht, schöne Erinnerungen und frische Brötchen auf dem Weg nach Hause obendrauf.
Das ist für mich ein Sonnenaufgang nach Maß.
Dem Sonnenaufgang entgegen
München wird von der Isar mehr oder weniger halbiert. Fer Fluß durchschneidet die Stadt ziemlich genau von Nord nach Süd und bildet so eine Achse, an der sich vieles orientiert. Da ich im Süden der Münchner Innenstadt wohne und die Isar im Laufe der Zeit sich ein Bett gegraben hat, ist es gar nicht so einfach, die ersten Strahlen der aufgehenden Sonne einzufangen. Es wäre zwar maßlos übertrieben, das Flußbett als Canyon zu bezeichnen – aber tatsächlich ist die Sonne schon ein paar Grad über den Horizont gestiegen, bevor sie das das Wasser erreicht. Um die ersten Strahlen der Morgensonne nahezu parallel über dem Grund zu erwischen, gibt es für mich nur einen Weg: den nach Norden.
Go North, it’s bright up there
München hat nun nicht eben eine riesige Fläche und die Innenstadt ist tatsächlich ziemlich klein, zumindest in Relation zum Rest. Aber die gut sieben Kilometer in der etwas kühleren Morgenluft reichen mir zum Aufwachen. Insbesondere, da ich unterwegs eine wirklich entzückende Entdeckung machte: Münchens Kulturreferat hat eine fantastische Installation des japanischen Architektur-Büros Bow-Wow finanziert und an der Wiedenmayerstraße über die kleine Isar gebaut. Oder besser gesagt ein Stück weit – das Objekt heisst „Bridge Sprout“ und ist eine Halbbrücke, die tatsächlich völlig neue Perspektiven auf dieses Stück Isar eröffnet. Der Blick ist grandios – genau so wie der intensive Geruch nach frischem Holz!
Mehr Infos
Die Installation „Bridge Sprout“ des Architekturbüros Bow-Wow an der Isar
Mein Weg führt mich vorbei am Deutschen Museum, dem Bayerischen Parlament im Maximilianeum und dem Friedensengel. Ein Stück über die Prinzregentenstraße und hinter dem Haus der Kunst über den Parkplatz des legendären P1 – und ich bin endlich im Englischen Garten. Der ist nicht nur als einer größten innerstädtischen Gartenanlagen der Welt berühmt, sondern für die notorisch verkehrsgeplagte Stadt eine essentielle Frischluftquelle. Auch wenn es am Sonntag in aller Früh nicht wirklich laut ist, bin ich glücklich über die Ruhe und den Frieden, der mich hier empfängt.
Vermülltes Paradies
Zu dieser Tageszeit ist der Englische Garten ein Wunderland. Über den Wiesen liegt dichter Morgennebel, der von der Sonne nur zögerlich weggeküsst wird. Die Schemen von Enten, die sich im Morgengrauen ihr Frühstück besorgen, geben dem Anblick etwas unwirkliches, wie Feen, die auf der Wiese spielen. Ein paar Jogger ziehen ihre Runden auf den Wegen, ein, zwei frühe Spaziergänger, das wars. Oder?
Nicht ganz: im Nebel tauchen mehrere Gartenarbeiter mit Traktor und Anhänger auf, die die Spuren der letzten Nacht wegräumen. Und die haben es in sich.
Den überall verstreuten Wein- und Bierflaschen, Plastiktüten und Tetra-Packs nach müssen hier hunderte, vielleicht tausende eine heftige Party gefeiert haben. Das Ganze ist völlig surreal: die Schönheit des Gartens, der jungfräulich Morgennebel, die Enten und der Müll. Einer der Arbeiter frägt mich, ob ich von der Zeitung sei. Nein, bin ich leider nicht und ich fürchte, dieses Publikum liese sich auch nicht von Schlagzeilen beeindrucken.
Mal ehrlich, Leute: ihr habt die Flaschen und den sonstigen Kram hingetragem – was verdammt noch mal ist so schwer daran, den Müll einfach wieder mit zu nehmen?
Die Schönheit
Die Schöänheit des Parks lässt den Müll jedoch schnell vergessen. Der Sonnenaufgang streicht sanft durch die Bäume, zieht lange Schatten und taucht alles in goldenes Licht.
Hier gibt es wirklich nur zu sehen, nichts zu sagen.
Der See im glüht in der Morgensonne
Eines der Highlights des Gartens ist der „Kleinhesseloher See“. Mitten in dem langezogenen Areal gelegen, ist er unter Tags meistens von Ruderbooten belegt – jetzt in der Früh gehört er ganz den Vögeln. Diese Entenfamilie nutzt die Ruhe für ein ausgiebiges Frühstück – und Schwimmunterricht für die Kleinen. Besonders das Nesthäkchen traut sich noch nicht so ganz – das Video bis zum Ende anzusehen lohnt sich.
Ein grandioser Ausflufg am frühen Morgen, ich habe jede Sekunde genossen.
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